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Am 02. Juli fand wieder der traditionelle „Philosophische Salon“ statt. Thema dieses Mal: Gemeinschaft. Über die ursprüngliche Bedeutung, den philosophischen Interpretationen von diversen Dichtern und Professoren bis hin zur heutigen Gewichtung dieses Begriffes wurde in einer großen Gruppe, geleitet von AH Schuh IV (745) und der Philosophin Karin Petrovic, ausgiebig diskutiert. Der Abend erfreute sich einer großen Teilnahme der Aktiven und man kann sicher davon ausgehen, dass viele Teilnehmer hinsichtlich dieser äußerst wichtigen Thematik noch weiter aufgeklärt und der Horizont erweitert wurde.

Philosophischer Salon am 2.07.19 und ein persönliche Kommentar:

Vor vielen Jahren hat unser leider viel zu früh verstorbener Corpsbruder den Philosophischen Salon ins Leben gerufen, der unregelmäßig ca. zweimal im Jahr auf dem Corpshaus stattfindet – so auch am Dienstag, den 2. Juli. Wie immer führte uns „unsere Philosophin“ in ihrer unaufgeregt-aufgeregten Art durch ein Thema, das vorher abgesprochen wurde. Diesmal war das Thema „Gemeinschaft“ angesagt. Teilgenommen haben 16 Gäste und Corpsbrüder.

Zwischen einer thailändischen Suppe zur Stärkung der Vorfreude und einem kalten Buffet zur Abrundung des Themas gab es einen philosophischen Exkurs zu genanntem Thema.

Für mich ist es immer spannend an mir zu beobachten, wie die philosophische Betrachtungsweise, also das philosophische Handwerk, in meinem Gehirn Kanäle öffnen – oder sollte ich eher sagen: Schleusen. Denn wenige Tage später merke ich, dass sie sich wieder schließen und die Details verblassen. Dennoch habe ich dieses Mal eine Erkenntnis gewonnen, die nachhaltig in mir arbeitet, und das kam so:

Unsere Philosophin begann, in dem sie unsere Homepage zitierte. Unter der Rubrik „Wer sind wir?“ ist u.a. folgendes zu lesen: „… Wir kennen keine politischen, religiösen oder weltanschaulichen Vorgaben für Mitglieder unserer Gemeinschaft – auch nicht stillschweigend. Ebenso fremd sind uns nationale Abgrenzungen. Viele unserer Mitglieder sind nicht deutsche Staatsbürger. Auch wenn es zunächst paradox erscheint: wir verstehen uns als Individuen, nicht als Gruppe. …“ (Respekt vor dem mir nicht bekannten Autor dieser Zeilen.)

Nach der Erörterung einiger Kernaussagen aus dem Buch Grenzen der Gemeinschaft von Helmut Plessner formulierte einer unserer Corpsbrüder die These, dass das Vertreten gemeinsamer Ziele geradezu die Definition für Gemeinschaft ist; dies gilt sowohl für Zwangs-Gemeinschaften (z.B. Schulklasse) wie für eine freiwillige Gemeinschaften (z.B. Sportverein).

Um es kurz zu machen: wenn man also unsere Selbstbeschreibung auf der Homepage mit der These der „gemeinsamen Ziele“ zusammenführt, kann man nur zu folgendem Schluss kommen: das Typische der Corpsgemeinschaft ist, dass sie keine (typische) Gemeinschaft ist.

Und mir ist bewusst geworden, dass das Corps es nicht schafft (und es gar nicht will bzw. soll), dass seine Mitglieder sich – von formalen Dingen abgesehen – anpassen. Natürlich gibt es Corpsbrüder, die an den Forderungen des Corps wachsen oder daran scheitern – aber verändern lässt sich keiner: zurückhaltende Charaktere bleiben zurückhaltend, aufbrausende Temperamente bleiben aufbrausend, zuverlässige Typen bleiben zuverlässig und Luftikusse bleiben Luftikusse. Und dennoch funktioniert das Corps (irgendwie seit mehr als 160 Jahren), und unser Markenzeichen ist vielleicht tatsächlich eine „untypische Gemeinschaft aus Individuen“.

Der eine oder andere wird sich denken: soweit, so gut, aber was ist daran so interessant?

Meine Antwort ist sehr persönlich: bislang habe ich stark dafür geworben, dass das Corps (in nicht-finanzieller Hinsicht) mehr für seine Mitglieder und idealerweise für die Gesellschaft tut. Aber dann hätten wir ein gemeinsames Ziel und würden zu einer typischen Gemeinschaft… und würden den Corpsgedanken vielleicht aus den Augen verlieren. Bedenkenswert ist dieser Aspekt auch und besonders vor dem Hintergrund des vom PhA angestoßenen und bei der letzten Generalversammlung befürworteten Projekts #rheinpfälzer2022. Ich bin der Meinung, dass man die Erkenntnisse aus dem gelungenen Philosophischen Salon unbedingt berücksichtigen muss.

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